Spiritualität in der Pflege - ein liebevoller, ganzheitlicher Ansatz für das Wohlbefinden
Spiritualität in der Pflege - ein liebevoller, ganzheitlicher Ansatz für das Wohlbefinden
Ich bin seit 30 Jahren diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und beschäftige mich schon seit meiner Kindheit mit Spiritualität. Diesen Sommer wurde ich von einer Masterstudentin zum Thema Spiritualität und Pflege interviewt. Das ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt.
Im Gespräch wurde mir immer deutlicher, dass das Wort „Spiritualität“ im Umgang mit Patienten oder Klienten kaum oder gar nicht verwendet wird. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass ich durch meine eigene Lebensweise Spiritualität permanent im Zwischenmenschlichen einfließen lasse. Tatsächlich, ist es aber aufgrund von Zeit und andere Prioritäten setzten anders und ein so essenzieller Teil geht in der Begegnung mit Klienten oft unter.
Dabei geht es doch darum, den Menschen als Ganzes zu sehen – um Ganzheitliche Pflege und dazu gehört auch die Spiritualität. Aber was genau bedeutet das eigentlich, und warum ist es so wichtig, sie in die Pflege einzubeziehen?
Was ist Spiritualität?
Wenn man bei Google nach „Spiritualität“ sucht, findet man viele verschiedene Definitionen. Für mich bedeutet Spiritualität, der Glaube an eine höhere Macht und die Auseinandersetzung mit sich selbst, mit meinen Worten, Taten und vor allem Gefühlen und Emotionen.
Ich glaube an das Rad der Wiedergeburt und an Karma – aber egal, ob in diesem oder einem anderen Leben, für mich passiert alles im Hier und Jetzt.
Ich sehe mein Gegenüber als einen Spiegel meiner Selbst, um mich selbst besser kennenzulernen und zu meiner ursprünglichen Essenz zu gelangen. Das klingt vielleicht etwas abstrakt, aber im Grunde geht es darum, ein glückliches Leben zu führen. Es bedeutet, Liebe zu leben, meine positiven Fähigkeiten zu entfalten und sie im Umgang mit anderen Menschen einzubringen.
Spiritualität ist für jeden Menschen etwas ganz Persönliches. Es ist ein Weg und für Manche ist es der Glaube an eine höhere Kraft, für andere die Verbindung zur Natur, zu anderen Menschen oder zu sich selbst.
Ich glaube in der Pflege bedeutet das, die Überzeugungen, Werte und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zu respektieren und ihnen Raum zu geben, ihre Spiritualität auszuleben.
Warum ist Spiritualität in der Pflege so wichtig?
Gerade in schwierigen Zeiten – bei Krankheit, Verlust oder Lebenskrisen – begegnet mir sehr oft, dass Menschen nach Trost und einem tieferen Sinn suchen. Die Frage „warum ich“ kommt dabei sehr oft. Oder „ich habe mich doch immer so bemüht und so viel gearbeitet. Vieles lässt sich dabei von Religionen ableiten, von Mustern und Programmen sowie Prägungen und Glaubenssätzen die wir aufgrund unseres Lebens und unseren Erfahrungen abspeichern und zu einer vermeintlichen „Wahrheit“ machen. Viele negative Erfahrungen machen meiner Meinung nach krank. Wenn wir den Menschen als Ganzes wahrnehmen und respektieren, können wir Ängste vielleicht lindern und ihr Wohlbefinden stärken. Es geht darum, den Menschen in seiner ganzen Einzigartigkeit zu sehen und ihm die Möglichkeit zu geben, seine Spiritualität zu leben – ganz individuell.
Wie kann man das in der Pflege umsetzen?
Schon kleine Gesten können viel bewirken, zum Beispiel:
Die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen ernst nehmen und in die Pflegeplanung einfließen lassen
Biographiearbeit
Zuhören und Raum schaffen für Gespräche über Glauben, Werte oder persönliche Überzeugungen
Rituale oder Gebete nach den Wünschen der Betroffenen ermöglichen
Einen ruhigen Ort für Meditation, Gebet oder stille Momente anbieten
Mit Respekt und Sensibilität mit religiösen Symbolen und Praktiken umgehen
Anregen zur Selbstreflexion
Fazit
Die Einbindung der Spiritualität in die Pflege ist ein wertvoller Schritt, um den Menschen ganzheitlich zu begleiten. Sie hilft uns, die Person hinter der Krankheit zu sehen und sie auf ihrem Weg durch schwere Zeiten liebevoll zu unterstützen. Pflege, die die spirituellen Bedürfnisse berücksichtigt, fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die Seele – für eine wirklich ganzheitliche Betreuung, die das Herz berührt.
Sandra